Aus dem Sanella-Album Australien Neuseeland

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Das ist eine halsbrecherische Geschichte, denn das Gelände ist ja keine Asphaltstraße, sondern voller Grasbüschel und Löcher. Der Wagen hüpft wie ein störrischer Esel, und du hast alle Mühe, dich auf deinem Sitz zu halten ... Unser Geschwindigkeitsmesser zeigte 70 Stundenkilometer, als wir neben unserem Känguruh dahinsausten. Ein paarmal schon hatte mein Bekannter, der vorn neben dem Fahrer stand und sich mit einer Hand an der Windschutzscheibe festhielt, versucht, den Schwanz des Tieres zu ergreifen. Aber entweder kam dann gerade ein Hupfer, der ihn in die Luft greifen ließ, oder der Schwanz entglitt ihm wieder. Ein neuer Versuch! Der Fahrer gab Gas. Der Wagen geriet mit den linken beiden Rädern in eine Sandmulde und legte sich weit zur Seite über. Ein schneller Griff und ein kräftiger Ruck - und das Känguruh zappelte im Wagen! Es schlug wild mit den starken Hinterläufen um sich. Dabei rissen mir die scharfen Krallen ein paar hübsche Kratzer ins Fleisch. Ein paar Minuten später hatten wir den wütenden Kerl in der Gewalt und banden ihm die Hinterläufe zusammen." Mein Pferd scheut.

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Es bleibt stehen und schnaubt unruhig. Bills Schimmel geht sogar vorn hoch. Es ist nichts zu sehen. Aber wir hören ein scharfes Zischen, das viel lauter ist, als das Geräusch, das Schlangen machen, wenn sie angegriffen werden. Ich steige ab und entsichere vorsichtshalber meine Pistole. Langsam gehe ich auf den Geröllhaufen zu, hinter dem das Zischen zu hören ist. Da - wie angewurzelt bleibe ich stehen! Donnerwetter, der kann einem aber auch schon einen Schreck einjagen! Ein Waran, eine Rieseneidechse, streckt mir wütend fauchend seinen Kopf entgegen. Der Bursche ist gut 2 Meter lang und sieht aus wie ein alter vertrockneter Baumstamm. Sein langer, horniger Schwanz peitscht ärgerlich den Sand. Vorsichtig gehe ich rückwärts, bis ich mein Pferd erreiche. Die Warane, die so gefährlich aussehen - man könnte glauben, sie kämen aus einer anderen Welt -, sind eigentlich harmlose Tiere. Wenn sie aber gereizt werden, können sie dann auch recht unangenehm werden und beißen. Wir reiten weiter. Bill hat heute seinen guten Tag. Er hat seine Pfeife neu gestopft und erzählt: "Nicht alle Jagden sind so unblutig, denn die Känguruhs haben viele Feinde.

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Da ist zuerst einmal der Dingo, der Wildhund, der die Känguruhs verfolgt - wenn er auch einen ziemlichen Respekt vor den Krallen der älteren, großen Tiere hat. Und da sind vor allem die Menschen, die Eingeborenen und die Weißen. Die Eingeborenen jagen Känguruhs, weil sie Nahrung brauchen, die Weißen, weil die Tiere das Gras für die Schafe wegfressen und hier und da auch den mühsam angebauten Weizen. Und nicht zuletzt, weil das Fell des Känguruhs Geld bringt. Besonders das Fell des blauen Känguruhs ist sehr begehrt. Früher, als die Känguruhs auf den Weizenfeldern tatsächlich großen Schaden anrichteten, zahlte der Staat Abschußprämien. Es gab damals viele Leute, die die Känguruhjagd zu ihrem Beruf gemacht hatten.

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